Weiter draußen

Die besten Dinge, klar, die passieren draußen,
ich erfuhr das früh am Bahndamm, Zigaretten rauchend,
unter der Eisenbrücke liegend, Züge rauschten drüber her,
und ich mit ihnen in den Westen oder nur ans Meer.
Als später Heiner auf der Fähre die Gitarre nahm und sang,
der bärtige Alte mit der Schnapsflasche rüber kam,
der Diesel wummerte im Takt und die Möwen wurden stumm,
da war der Schlüssel im Schloss, ich drehte nur noch um ...

... war weit weit weit weiter draußen,
irgendwo durch die Maschen gewischt.
Kann nicht dafür, bin nicht dabei
und würde nichts dagegen tauschen,
zieh die Mütze ein Stück tiefer ins Gesicht,
bin weiter draußen.

Ich war mit Chief O’Brian Guinness trinken im Cross Guns
und Gin Tonic mit Phil Collins im Sheraton.
Performte live drei Songs in Wembley für Klima and Peace,
flog mit dem Kaiser im Hubschrauber übers Paradies.
Ich stand mit einem Bein im Dschungel-Camp, da wurde ich wach,
jetzt steh ich wieder hier am Bahnhof, stimm die Gitarre nach,
Schnepfen im Geländewagen schnepfeln vorbei mit Leder-Blick,
doch die Graupen am Posten haben die Fenster unten, singen mit ...

... weit weit weit weiter draußen ...

Krawatten-Muffins, braun gebrannt, hetzen mit Coffee to go
vorbei am Zirkuspony an der Ecke weiter ins Büro.
Der Folkrocksänger rockt akustisch Kurt Cobain und Silbermond,
in seinem Drevermann-Pullover riecht er wie ein nasser Hund.
Der Mülleimer-Gucker unterm H&M-Model
kassiert für Abfallvergehen vom City-Ranger-Mann ne Schelle.
Croque Madame und Mister Bratwurst, Bankkaufmann im Palituch,
und ich mach mir Sorgen wegen meinem Pony-Geruch.

Der Fernseh-Philosoph mit dem Nutztier-Proletariat
und dem Beutelratten-Schnorres kommt aus dem Bahnhof gerannt,
Taxi und weg, und Polizisten, Kuranyi-Bärte im Gesicht,
gehen zu McDonald’s, holen sich Royal TSe mit Pommes frites. 
Und auch ich in meiner Pause schnei bisschen in der Gegend rum,
komm ich wo rein, kriegen die Leute gleich dies Grinsen um den Mund,
selbst die Wartebank-Schildkröten, übrig noch aus Weltkrieg Zwo.
Ich weiß, ist wegen meiner Hose, die Schuhe und so ...

... weit weit weit weiter draußen ....

Es gibt Leute, sag ich euch, die haben jede Menge Fun,
sehen sich stundenlang im Fernsehen Biathlon an.
Oder Kaffee, Kuchen, Spieleabend, Spazieren, Spitz pass auf,
ich spiel mir keine Wollmäuse in den Gitarrenbauch.
Leer am Abend meinen Kasten, steck die Silberlinge ein,
und dann kommt auch schon die Frage, trifft wie immer mitten rein;
was die Protestsong-Scheiße soll und was ich damit noch verdien,
ich sag verlegen meinen Satz auf und freu mich auf die Champions League
– Sportsbar, Pay-TV, weiter draußen ...